Deine Mitte, unsere Mitte, was ist das und warum dürfen wir sie nicht verlieren? Der Begriff der Mitte findet übrigens in der traditionellen chinesischen Literatur häufig Verwendung. Da ist er sogar ein ganz zentraler Gedanke. Beispielsweise gibt es in der chinesischen Medizin auch Organe der Mitte. Der Magen ist ein solches Organ. Wir kennen doch eigentlich dieses Bauchgefühl und seine für unser Wohlergehen so wichtige Rolle. Wenn der Magen ein Problem hat, werden wir schwach und fühlen uns außerordentlich krank. Kurzum, wir verlieren unsere Mitte. Dementsprechend wäre diese also als etwas Organisches zu betrachten. Sie hat darüber hinaus jedoch auch einen ideellen, geistigen Charakter. Unsere Mitte entspricht der Vorstellung, dass wir, unser Selbst, vielleicht auch unsere Seele ein Zentrum haben, das geschützt werden muss. Die Idee dabei ist, dass wir einen Kern, einen Wesenskern besitzen, der uns stabilisiert und schützt.
Was gefährdet Deine Mitte?
Du wirst es kaum glauben, aber Deine Mitte ist ständig in Gefahr. Sie leidet, wenn sie belastet wird durch körperlich oder geistig Unverträgliches. Dazu gehören falsche Nahrungs- oder Genussmittel ebenso wie ungünstige körperliche oder geistige Reize. Zu wenig oder zu viel Bewegung leert unsere Energiespeicher ebenso wie Dauerfernsehen oder Dauerstreit. Letztendlich dürften Streitigkeiten und Stress zu den häufigsten und schwerwiegendsten Belastungsfaktoren der Mitte gehören. Darüber hinaus gehören auch schlechte Nachrichten, Misserfolge, unangenehme Erkenntnisse oder einfach alles, was unser Selbstbild in Frage stellt, zu den ganz großen Mitte-(Zer-)Störern. Schließlich sollten auch unsere Lieblingsideen und -Vorstellungen nicht unerwähnt bleiben. An ihnen hängen wir ganz besonders und verteidigen sie mit aller Macht. Wehe, wenn diese sich letztlich als wenig hilfreich erweisen.
Wie wirkt sich ein Verlust der Mitte aus?
In körperlicher Hinsicht stellen die häufigen Magen-Darm-Probleme ein anschauliches Beispiel dar. Hier finden wir aber nicht nur Symptome wie Oberbauchbeschwerden Übelkeit, Verdauungsstörungen bis hin zu körperlichem Verfall mit Leistungsunfähigkeit. Tatsächlich kann eine gestörte Mitte auch zu Wirbelsäulenbeschwerden, Verspannungen oder Kopfschmerzen führen. Vielleicht am häufigsten kommt es darüber hinaus jedoch zu emotionalen Störungen. Dazu gehören leichte Symptome wie Konzentrationsstörungen und Müdigkeit ebenso wie Momente starker Traurigkeit – beispielsweise beim unerwarteten Verlust eines geliebten Menschen. Die angeblich mittlerweile so häufige Lebensangst wäre demnach ein weiteres Symbol für die Gefährdung unserer Mitte.
Therapie der Mitte
Was dringend zu beachten ist: wir alle brauchen möglichst viele gute, gesunde Dinge, die unsere Mitte stärken. Für die meisten dürfte das Familie und Beziehungen überhaupt sein, für manche auch der Sport, ein gutes Buch, das Hobby oder ihre Religion. Natürlich tragen gute Unterhaltung und Gespräche sowie sinnvolles Engagement ebenso dazu bei, unser Innenleben zu stärken, unsere Seele zu streicheln. Gefühle von Geborgenheit und Anerkennung sind sicherlich Schlüsselemotionen für eine starke Mitte. Leider lässt sich diese aber auch durch Fehlanreize stimulieren. Alkohol, Zigaretten, übermäßiger Ehrgeiz sowie nicht zuletzt feindseliges Verhalten gegenüber Andersdenkenden haben scheinbar das Potential, uns vorübergehend zu stärken. Daher greifen viele häufig darauf zurück. Letztendlich führt jedoch nur eine langfristig stabile Mitte zur Ausgewogenheit unserer Systeme, insbesondere unseres vegetativen Nervensystems. Umgekehrt gilt das natürlich auch. Vegetative Systeme im Gleichgewicht sind ein Garant für eine stabile Mitte.